Kühe als echter Hingucker
„Unsere Kühe sind schon ein echter Hingucker“, konstatiert Reinhold Pühringer und blickt schmunzelnd auf das Gemälde des Linzer Künstlers Beni Altmüller. Eine Kuhherde grast auf einer tapetenartigen, in Tintenblau gehaltenen, Almwiese. Dynamische Farbbänder, die als expressiv-impulsive Pinselbahnen ausgeführt wurden, schwirren von den Bergen im Hintergrund zum Betrachter/zur Betrachterin. Motiv und Farbe müssten ihn ansprechen und auch die Größe des Werks spiele eine Rolle bei der Auswahl, so der Sportredakteur. Während er sich meist für traditionelle und im Naturalismus angesiedelte Malereien entscheidet, darf es für Sarah Jonas durchaus unkonventioneller sein. Als Sammlungsleiterin in einem Linzer Museum ist der Umgang mit Kunst für sie mehr als alltäglich. Die Neigungen für die eigenen vier Wände unterscheiden sich stark von Auswahlkriterien für den Ausstellungsraum. Die private Bildauswahl wird von einem formalistischeren Blick und dem Bewusstsein, damit für einige Zeit zu leben, bestimmt. Für Ausstellungen sind inhaltliche Themen gewichtiger. Zudem kennt die Kunsthistorikerin zahlreiche Künstler und Künstlerinnen persönlich und weiß deren Arbeit zu schätzen.
Sarah Jonas ist es auch, die zunächst eine kleine Vorauswahl im Onlinekatalog der ARTOTHEK trifft. Das Aussuchen vor Ort in der KUNSTSAMMLUNG des Landes OÖ sei aber nicht nur eine nette gemeinsame Aktivität, sondern auch unerlässlich für den endgültigen Entscheidungsprozess. „Es ist ein anderes Sehen, wenn wir die Werke unmittelbar vor uns haben. Größe und Materialität sind online schwer einzuschätzen. Das Durchstöbern im Onlinekatalog ist von formalen Geschmackskriterien geleitet, aber in der ARTOTHEK können wir in die Arbeiten hineinspüren.“ Gewinnbringend ist im Zuge des Auswählens auch das miteinander über Kunst reden. „Wenn jeder ausformulieren muss, warum etwas gefällt, lernt man den Partner gleich nochmal neu kennen“, lacht Sarah Jonas.
Das atmosphärische Gemälde von Eva Bosch im Esszimmer wirkt wie ein zusätzliches Fenster und fügt sich mit den diffusen Blau- und Grüntönen stimmig in den Wohnraum ein. Seit zwei Jahren wohnen Reinhold Pühringer und Sarah Jonas nun im eigenhändig renovierten Heim und dass Kunst einen Platz haben darf, war vorprogrammiert. In der ehemaligen Linzer Wohnung waren die Wände bereits voll gewesen. Beim Einrichten der neuen Wohnung hatten beide darauf geachtet, geeignete Plätze freizuhalten. „Und jetzt ist Kunst zuhause unentbehrlich für uns“, beteuert das Paar. Mit jeder Ausleihe wird der Wohnraum neu gestaltet, werden neue Akzentuierungen gesetzt. Ein halbes Jahr vergeht schnell und es fällt am Ende der Ausleihfrist schwer, ein Werk zurückbringen zu müssen. Aber das Wissen, dass es noch viel Neues zu entdecken gibt, lindert den Verlustschmerz. Da es sich bei der Ausleihe um nichts Endgültiges handelt, lassen sich beim Auswahlprozess leicht Kompromisse schließen. Und wenn ein Gemälde oder eine Grafik wirklich gut gefallen, lässt sich die Ausleihe, wenn noch keine Vormerkung besteht, auch einfach verlängern.
An den Wänden bei Familie Jonas/Pühringer hängen folgende Werke:
Eva Bosch, Orte der Erinnerung (Serie), 2020, Öl/Leinwand, INV.:6979
Bildmaß: 120x100cm
Beni Altmüller, Offene Weite (2. Übung), 2014, Pigment, Bindemittel/Baumwolle, INV.:5447
Bildmaß: 80x100cm